Konzentration
Wer das Ziel nicht hat, kann den Weg nicht finden.
Christian Morgenstern
Konzentration und Aufmerksamkeit zählen zu den komplexen Leistungen des Menschen. Ihre Defizite oder gar Störung scheint zumindest in Teilen eine der typischen Erscheinungen unserer schnelllebigen und reizgefluteten Gesellschaft zu sein. Gedankliches Abschweifen wirkt sich in Schule und Beruf unmittelbar negativ aus und kann auch im Freizeitbereich Probleme nach sich ziehen: die Fehlerquote steigt und damit auch die Unzufriedenheit mit den eigenen Leistungen.
Konzentrationsprobleme bei Kindern sind dabei ein besonderes Problem, weil der Zuwachs von Wissen und Fertigkeiten im Kindesalter am größten ist. Klappt es mit der Konzentration nicht, sind Wissenslücken eine beinahe zwangsläufige Folge.
Damit ist Konzentration keine angeborene Fähigkeit, sondern das Ergebnis eines Reifungs- und Lernprozesses. Mit dem Jahren lernen die meisten Kinder ganz von allein ihre Aufmerksamkeit auf etwas bestimmtes zu fokussieren, sich also zu konzentrieren. Dabei ist das freie Spiel von unschätzbarem Wert: hier machen Kinder erstmals die Erfahrung, dass es sich lohnt, über einen längeren Zeitraum mit allen Sinnen bei einer Sache zu bleiben.
Welche Konzentrationsleistungen sind "normal"?
Eine Faustregel lautet "Lebensalter mal 2". D.h. Kinder mit 7 Jahren können sich durchschnittlich ca. 15 Minuten konzentrieren. Bei Erwachsenen ist nach ca. 30 Minuten Schluss mit der Aufnahmefähigkeit: dann ist es Zeit für eine Pause oder einen Methodenwechsel.
Wie zeigen sich Konzentrationsprobleme?
- Ablenkbarkeit
- Leichtsinnsfehler
- schnelle Ermüdung, eingeschränkte Belastbarkeit und Reaktionsfähigkeit
- Ungeduld (z.B. auch beim Anziehen), große innere Unruhe (zappelig; still Sitzen beim Essen, Spielen etc. ist nur kurz möglich)
- bei geistigen Tätigkeiten schweift das Kind ab, beginnt zu "träumen" oder wendet sich anderen Themen zu
- Anweisungen werden wenig beachtet. Lösungsversuche erfolgen planlos, fahrig oder oberflächlich ohne genaues Hinsehen und überlegtes Handeln. Kinder arbeiten zwar oft schnell, machen aber viele Fehler oder vergessen ganze Arbeitsschritte.
Ziele der Behandlung von Konzentrationsstörungen mit Ergotherapie
Das Ziel einer Ergotherapie ist die Steigerung der Konzentrationsfähigkeit (Training) sowie die Entwicklung von
Konzentrationsstrategien (z.B. planbare Pausen oder Methodenwechsel). Damit sollen schulische oder berufliche Leistungen positiv beeinflusst werden, so dass sich in der Folge auch die Lebensqualität und das Selbstbewusstsein der Betroffenen steigern. Eine sekundäre Wirkung auf soziale Beziehungen kann sich möglicherweise einstellen, sofern die gestörte Konzentration / Aufmerksamkeit kann auf Dritte wie Desinteresse wirken.
Eingesetzte Methoden der Ergotherapie sind u.a.
- Bewegungs- und Entspannungsübungen
- Trainingsspiele und -programme für alle Altersgruppen
- Attentioner-Programm
- Marburger Konzentrationstraining
- intensive Elternarbeit: verschiedene Methoden werden erklärt, damit sie im häuslichen Bereich eingesetzt werden können.