Ergotherapie
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 2001 ein Modell verabschiedet, in dem Gesundheit als das Zusammenwirken verschiedener Dimensionen beschrieben wird (ICF: Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit). Anhand dieses Modells lässt sich Ergotherapie gut erfassen und von anderen Leistungen, wie z.B. der Physiotherapie, abgrenzen.
Allgemein gesagt gehen Ergotherapeuten von den Dimensionen Aktivität und Teilhabe aus und beziehen die Dimension Funktion, seltener die Dimension Struktur, in ihre Arbeit ein. (Verglichen damit sind die Kollegen der Physiotherapie auf der Strukturebene als Experten anzusehen, die den Weg in die umgekehrte Richtung gehen.)
Das Ziel der Ergotherapie ist es, Menschen in die Lage zu versetzen, für sich selbst in den Bereichen Selbstversorgung, Beruf und Freizeit ein Maximum an Lebensqualität zu erreichen. Dabei ist vollkommen unerheblich, woher subjektiv empfundene Einschränkungen kommen - die Ursache wirkt sich lediglich auf den Zugangsweg aus: bei Erkrankungen führt dieser über Arzt und Krankenversicherung, bei anderen Ursachen ist Eigenverantwortung gefragt und die Ergotherapie als begleitende Beratungs-, Coaching- und Trainingsmaßnahme zu verstehen.
Unser Praxiskonzept bezieht sich neben der ICF auf das mittlerweile auch in Deutschland favorisierte, kanadische Modell der Ergotherapie (CMOP: Canadian Modell of Occupational Performance). Das CMOP lässt sich deshalb so gut auf deutsche Verhältnisse transferieren, weil die Motive, die das kanadische Gesundheitsministerium unter Beteiligung verschiedener wissenschaftlicher Fakultäten dazu veranlasst haben, dieses Modell zu entwickeln, hier ebenso gelten. Es ging bei der Entwicklung darum, Ergotherapie transparent und effektiv zu gestalten und dabei die begrenzten, fianziellen Ressourcen zu berücksichtigen.
Die Effizienz des CMOP basiert v.a. auf seiner Klientenzentrierung und der Prozessgestaltung. Der Fokus richtet sich konsequent auf Eigenwahrnehmung und Bedürfnisse (ICF: Funktion, Aktivität und Teilhabe) sowie die jeweiligen Anforderungen des Lebensumfelds (Beruf, Familie...) und werden mit Hilfe eines evaluierten Assessementverfahrens erfasst und beurteilt. Auf dieser Basis werden Ziele für die Intervention alltagsnah und handlungsbezogen formuliert und verfolgt.
Die Rolle, die der Klient dabei einnimmt, unterscheidet sich dabei ganz erheblich von der Vorgehensweise in früheren Konzepten: der Klient soll stets selbstbestimmt die Verantwortung und Kontrolle für seinen eigenen Prozess übernehmen. Die Rolle des Ergotherapeuten in diesem Prozess: Der Klient soll mit Blick auf das vereinbarte Ziel die erforderlichen Kompetenzen und Ressourcen so effektiv wie möglich entwickeln und ist darin zu beraten und zu unterstützen.