motorische Entwicklung

Nimm mir nicht die Steine aus dem Weg, sondern zeige mir, wie ich sie überwinden kann.

Autor unbekanntK

 

Die Entwicklung der motorischen Fertigkeiten ist komplex. Der Lernprozess verläuft höchst individuell und keineswegs normierbar. Stufenweise entwickeln Kinder je nach Alter unterschiedliche grob- und feinmotorische Möglichkeiten, deren Qualität zwar Hinweise auf den Entwicklungsstand gibt und im Rahmen von Entwicklungsgittern eingeordnet werden kann. Einen einfachen "Standard" gibt es nicht.

 

Neben unbedingt erforderlichen Grundfertigkeiten (z.B. "Laufen"; "Stift halten") entwickelt jedes Kind eigene motorische Vorlieben und Möglichkeiten. Und sofern Alltägliches gelingt, gibt es absolut keinen Grund zur therapeutischen Intervention. Wird jedoch die altersentsprechende Selbständigkeit bzw. das alterentsprechende Leistungsspektrum nicht erreicht, kann Ergotherapie wichtige Impulse setzen, die im Alltag umgesetzt, eine Verzögerung des "Erlernens von Bewegung" aufholt und verhindert.

 

Schwierigkeiten in der motorischen Entwicklung lassen sich im Vergleich mit Kindern gleichen Alters erkennen:

  • das Kind gilt als ungeschickt und unbeholfen
  • es lässt häufig Gegenstände fallen oder wirft sie um
  • Probleme zeigen sich beim Balancieren, beim Hüpfen auf einem Bein, beim Hampelmannsprung usw. (häufig erkennbar "plumpe", staksige Bewegungen)
  • Schwierigkeiten beim Werfen und vor allem beim Fangen
  • motorische Schwierigkeiten beim Malen (siehe auch Grafomotorik)
  • Darstellungsprobleme beim Malen (altersentsprechend sollten "Männle" eine gewisse Form haben)

 

Zwar reduzieren sich viele Defizite mit dem Älterwerden schon allein dadurch, dass Kinder vielfältige Kompensationsstrategien entwickeln. Jedoch können solche Strategien auch "Nebenwirkungen" haben, die das soziale Erleben negativ beeinflussen können:

  • Kinder meiden Ball- und andere Spiele, bei denen es auf motorische Gewandtheit ankommt, um sich nicht "zu blamieren". Spätestens im Sportunterricht findet jedoch die Konfrontation statt - es besteht eine gewisse Gefahr, vor allem bei Jungen, zum Außenseiter zu werden.
  • Das Erlernen von "Kulturtechniken" findet nicht statt oder fällt sehr schwer: z.B. Schwimmen, Fahrrad fahren, Rollschuhfahren, aber auch Schreiben oder sogar das adäquate Essen mit Besteck
  • Die Sprachentwicklung wird auffällig: denn auch das Sprechen ist eine anspruchsvolle, feinmotorische Leistung.

 

Weitergehende Informationen zu umschriebenen Entwicklungsstörungen motorischer Funktionen finden Sie bei der UEMF-Gesellschaft. Wesentlich komplexer ist dagegen die offizielle, deutschsprachige Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften.

 

Mit Unterstützung der Ergotherapie erlernt das Kind erforderliche Fertigkeiten. Dabei wird nah an und mit der problematischen Betätigung trainiert. Welche Tätigkeitsbereiche mit Ergotherapie genau unterstützt werden,  erheben wir mit Hilfe von Fragebögen, im Gespräch mit den Eltern und anhand der ergotherapeutischen Analyse.

Zusätzlich zur unmittelbaren Arbeit im Rahmen der Ergotherapie geben wir Anregungen zu spezifischen, fördernd wirkenden, kindgerechten und lustvollen Aktivitäten für zu Hause.

 

Es kommen je nach konkreter Fragestellung (neben anderen) folgende Konzepte zum Einsatz:
  • CO-OP (cognitive orientation to daily occupational performance): klientenzentrierte und ausführungsorientierte Strategie zum Erwerb von Fertigkeiten
  • sensorische Integrationstherapie: Konzept des Ordnens und Verarbeitens sinnlicher Eindrücke (sensorische Inputs)
  • Psychomotorik

 

Nur wenn die Größenordnung der Probleme entwicklungsmedizinische Kriterien erfüllt, übernehmen die Krankenkassen nach ärztlicher Verordnung die Behandlungskosten. Präventive Interventionen können sinnvoll sein, müssen allerdings selbst getragen werden.